Im schönen Kreuzberg steht seit vielen Jahren
auf einem Berg ein olles Monument
an dessen Fuß mit ungewaschnen Haaren
auf einer Bank ein alter Säufer pennt.
Die Punker sitzen auf der Wiese
am Lagerfeuer mit nem Bier.
Die Polizei kriegt eine Krise
sie waren heut‘ schon viermal hier.
Am Wiesenrand im Feuerscheine
steht eine liebliche Gestalt
Sie hält nen Pitbullmischling an der Leine
sie fasst ihn sicher und sie gibt ihm Halt.
Das ist des Wachtmeisters mißrat’nes Töchterlein
das gießt sich Wodka ein mit sanftem Schwung.
Und mancher Flaschensammler hält mit Sammeln ein,
schüttelt den Kopf; sie ist ja noch so jung!
Mit bunten Haaren saß im grünen Grase
ein wohlgestalter junger Punk.
Der hat‘ nen Ring an Ohren, Mund und Nase,
was immer schepperte, wenn er was trank.
Er traf sich öfters hier mit den Kollegen,
mit denen er die Revolution besprach.
Der einz’ge Konsens war: „Wir sind dagegen!“
Das ging ihm auf den Geist so nach und nach.
Doch eines Abends – er aß grade Köfte –
ward er der Göre mit dem Hund gewahr.
Am Baum beim Pinkeln war der Hund und kleffte,
am selben Ort, wo er sonst pullern war.
Ja ja, des Wachtmeisters mißrat’nes Töchterlein
stand bei dem Busch allein zur Dämmerung.
Der junge Punk verliebte sich von Kopf bis Fuß
in jene Frau, denn sie war hübsch und jung!
Und als er merkte, daß er sie begehrte,
ging er zum Baum zur Hundehalterin.
Er tat zunächst, als ob sie ihn nicht scherte,
und stellte sich zu ihrem Pitbull hin.
So standen Mensch und Hund zu zweit beisammen,
markierten beide ihr Revier.
Doch weil sich Menschen sonst nicht so benahmen,
biß in des Punkers Bein das edle Tier.
Das sah das Mädchen an mit starrem Blicke
und schallt die Töle einen dummen Hund
sie riß ihr Hemdchen rasch in kleine Stücke
verband das Bein damit dem jungen Spund
Na und des Wachtmeisters mißrat’nes Töchterlein
entbrannte auch sofort in Zuneigung.
sie hauchte einen Kuß auf seinen Mund
und sprach zu ihm: „Was biste schön und jung“
Des Mädels Vater saß in seiner Wanne,
durchfuhr den Park als er die beiden fand.
Er sprach zu ihr: „Na hör mal, liebe Anne,
was ich hier sehe ist ja allerhand“
Zum Punk sprach er: „Du mußt jetzt leiden“
und schnitt ihm rasch den Iro ab.
In Handschell’n legte er die beiden
und führte prompt das junge Pärchen ab.
Doch einen Monat später merkt das Mädchen,
das nie zuvor nach sauren Gurken frug,
und ließ es sich von einem Arzt bestät’gen,
daß sie ’nen Jüngling unterm Herzen trug.
Ach ja, des Wachtmeisters mißrat’nes Töchterlein
das hatte nicht bedacht des Schicksals Lauf.
Doch jener Punker ja der liebte sie so sehr,
da nahmen sie das Schicksal halt in Kauf.
Ums Monument schiebt jetzt den Kinderwagen
ein bürgerlich geword’ner Punk.
Jedoch am Wegesrand seit Jahr und Tagen
liegt immer noch der Säufer auf der Bank.
Melodie: „Des Schleusenwärters blindes Töchterlein“ (Ulrich Roski)